Von Holly Goldberg Sloans «Glück ist eine Gleichung mit 7» ist man im Nu verzaubert. Das liegt an Willow, der aussergewöhnlichen zwölfjährigen Adoptivtochter von Roberta und James Chance, die einen mit ihren Diagnosen und scharfsinnigen Einschätzungen verblüfft.
Holly Goldberg Sloan:
Weit herumgekommen

Holly Goldberg Sloan, geboren 1958 in Ann Arbor, Michigan, hat durch ihre Eltern bereits früh in den Niederlanden, in Istanbul, New York City, Washington D.C. und Eugene, Oregon, gelebt. Mit 24 Jahren verkaufte die Regisseurin, Filmproduzentin und Drehbuchautorin ihr erstes Drehbuch. Heute lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Santa Monica, Kalifornien. «Glück ist eine Gleichung mit 7» ist ihr erstes Jugendbuch.
Mehr dazu:
«Glück ist eine Gleichung mit 7»: Hörprobe von «Hörbuch Hamburg».
«Prekäres Glück im richtigen Moment» – Stephanie Jaeckel im «NZZ»-Feuilleton über Holly Goldberg Sloans Jugendroman.
Sloan beginnt mit dem grössten Schicksalsschlag Willows – ihre Adoptiveltern kommen bei einem Autounfall ums Leben. Die beiden Menschen, die sie auf der Welt am meisten liebt, sind für immer fortgegangen. Das bricht ihr das Herz, verschlägt ihr die Sprache. In ihrem Schmerz spult Willow ihre Erinnerungen zurück. Wir erfahren, dass sie am 7. 7. adoptiert wurde, ihre Mutter 7 Jahre vergeblich versuchte hatte, schwanger zu werden. Ausser der Zahl 7 hat Willow noch andere Obsessionen: medizinische Befunde und Pflanzen. Willow ist hochbegabt, den meisten Erwachsenen weit überlegen. In der Schule wird sie deshalb als Nerd und Freak abgetan. Als sie an einem standardisierten Test für alle Schüler im Staat Kalifornien nach nur 17 Minuten und 47 Sekunden die volle Punktzahl erreicht, bringt man sie zur Direktorin, die ihr Betrug vorwirft. Da Willow sich nicht verteidigt, wird sie zum Sozialberater Dell Duke geschickt, der sich um sie kümmern soll. Duke, ein verwahrloster Totalversager, arbeitet oberflächlich, kategorisiert seine Schüler in «Aussenseiter», «Chaoten», «einsame Wölfe» und «Irre» – bis er auf Willow trifft, die seine Kategorisierung zum Stillstand bringt. Mit dieser Begegnung beginnt Dell, sein Leben zu ändern. Bei ihm lernt Willow die vierzehnjährige Nguyen Thi Mai kennen, deren alleinerziehende Mutter Pattie das zutiefst erschütterte Waisenkind selbstverständlich bei sich aufnimmt und es damit vor dem Heim bewahrt. Aus verschiedenen Perspektiven erzählt uns die Autorin ohne Sentimentalität Willows Geschichte, dass sie neben ihrem grossen Verlust auch Freundschaft und selbstlosen Zusammenhalt erlebt. Willow findet langsam wieder ins Leben zurück. Menschen, die zuvor geholfen haben, erleben ihre Intelligenz und Empathie; durch ihre Herzensgüte und ihren Scharfblick verändert sie das Leben aller, die sie trifft, denn jeder Einzelne entdeckt durch sie plötzlich, welche Kräfte in ihm selber stecken. Dass Willow nicht in ihrer Trauer versinkt, macht den Roman so einzigartig. Und auch den Lesern schenkt sie tiefe Einsichten: «Wenn du dich um andere kümmerst, nimmst du das Scheinwerferlicht von deinem eigenen Leid.» So seltsam es scheinen mag: Das Jugendbuch eignet sich besonders für Erwachsene!.
Annette Kaiser-Imholz
Holly Goldberg Sloan:
«Glück ist eine Gleichung mit 7»
Hanser-Verlag, München 2015.
302 Seiten, ISBN 978-3-446-24553-2.